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In diesem Bereich stellen wir Euch Fachpuplikationen zu unseren Themen zur Verfügung. Diese werden durch unterschiedliche Referenten verfasst und dienen zusätzlich zu unseren Videobeiträgen dem Selbststudium, der Weiterverbreitung und als Diskussionsgrundlage.

   

Artikelinformationen:

Veröffentlicht am:
7. Februar 2014
Autor(en) des Artikels:
Jörg Schreiner

Robin Hood Umlage (Teil 2)

 

 

Spekulation

Wenn der Guthabenzins sinkt, aus welchem Grund auch immer, versuchen viele Anleger auf andere Art die Gewinne zu erzielen, die mit Zinsen nun kaum noch möglich sind. Das bedeutet, dass die Spekulation zunimmt. In dieser Situation sind wir jetzt schon, da aufgrund gesättigter Märkte der Zins auf ein Rekordtief gesunken ist. Durch die Einführung einer Steuer auf Geldguthaben würde sich die Spekulation zunächst noch verstärken. Jedoch muss Spekulation nicht unbedingt ein Problem für die Gesellschaft sein, wenn zwei grundsätzliche Punkte beachtet werden:
 

  1. Spekulationsverluste tragen ausschließlich die Spekulanten.

Mit Spekulation kann man große Gewinne machen, aber auch große Verluste. Das sollte jedem bewusst sein, der diese Anlageform wählt. Solange niemand dazu gezwungen wird, zu spekulieren oder die Kosten für ein Glücksspiel zu tragen, an dem er selber nicht beteiligt ist, sollte die Allgemeinheit kein Problem mit Spekulationen haben. Eine Bankenrettung darf es dann nicht mehr geben. Außerdem müssen Geldguthaben und spekulative Anlagen komplett getrennt werden. Die Hauptaufgabe der Banken ist es dann nur noch, Einlagen der Kunden zu verwalten und die Wirtschaft mit Krediten zu versorgen. Ihre Aufgabe ist es dann nicht mehr, die Guthaben der Anleger zu vermehren.
 
Dasselbe gilt für private Rentenversicherer. Diese würden sich dann wieder auf ihre eigentliche Aufgabe konzentrieren: Viele Versicherte haften für relativ wenige Versicherungsfälle. Eine private Rentenversicherung könnte dann so aussehen, dass man beim Abschluss einer Versicherung das Alter vereinbart, ab dem eine Rente ausgezahlt werden soll. Die Beiträge für diese Versicherung wären umso niedriger, je weiter das vereinbarte Alter über dem Durchschnittsalter der Bevölkerung liegt.
 
Wenn die Anleger merken, dass Geldguthaben eine sichere Anlage sind, wird die Spekulation zurück gehen. Besonders dann, wenn wieder die eine oder andere Spekulationsblase geplatzt ist. Möglicherweise wird sich dann sogar die Anlage in Gold als eine Investition in eine Blase rausstellen. Leute investieren u.a. in Gold, weil sie das Vertrauen in die gesetzliche Währung verloren haben. Wenn diese das Vertrauen zurück gewinnt, wird der Goldkurs möglicherweise sinken, was wiederum zu Panikverkäufen führen kann. Damit wäre die Goldblase geplatzt.
 
Der Markt würde sich außerdem beruhigen, weil die konstruktive Umlaufsicherung eine ähnliche Wirkung hat wie eine Finanztransaktionsteuer. Großinvestoren sind auf hohe liquide Mittel angewiesen, um an geringen Kursschwankungen zu profitieren. Eine Gebühr auf liquide Geldguthaben würde diese Strategie weitgehend unwirksam machen.
 

  1. Keine Spekulation mit unseren Lebensgrundlagen.
Kornfeld-Sommer

Ein großes Problem hat die Allgemeinheit aber, wenn mit unseren Lebensgrundlagen spekuliert wird. Das ist vor allem der Boden. Wir leben auf Boden, beziehen unsere Nahrungsmittel vom Boden, Wasser und Bodenschätze kommen aus dem Boden. Wenn Anleger Boden kaufen, können sie für dessen Nutzung jeden Preis verlangen, und die Menschen müssen den Preis zahlen, weil sie sonst von ihrer Lebensgrundlage abgeschnitten sind. Wer den Preis nicht zahlen kann, dem droht Obdachlosigkeit und im schlimmsten Fall der Hungertod. Daher muss sichergestellt werden, dass alle Menschen eine gleichberechtigte Teilhabe an den knappen natürlichen Ressourcen bekommen und diese nachhaltig genutzt werden. Um dies zu erreichen ist eine Reform der Bodenordnung notwendig.
 
Generell gibt es zu dem Thema bereits überzeugende Konzepte, welche u.a. auf den Ideen von Henry George basieren, wie z.B. das ökologische Grundeinkommen.4

 

Rückverteilung

Es ist mit dem Widerstand der Besitzer von Geldguthaben und Boden gegen die bisher genannten Reformen zu rechnen. Außerdem würden sich viele gegen eine Gebühr zur Geldumlaufsicherung wehren, da sie die Nutzung des Bargeldes einschränkt und zudem komplizierter macht.
 
Jedoch kann man eine breite Zustimmung für diese Reformen erreichen, indem die so eingenommenen Steuern und Gebühren gleichmäßig unter der Bevölkerung in dem jeweiligen Währungsraum zurück verteilt werden. Mit dieser Umlage hätte man ein Bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) finanziert, das in der Eurozone allerdings nicht existenzsichernd wäre. Das ist aber auch nicht das Ziel dieser Reformen. Die Diskussion über ein existenzsicherndes BGE sollte unabhängig von den hier gemachten Vorschlägen stattfinden.
 
Durch die pro-Kopf-Rückverteilung kann jeder Wähler ausrechnen, ob diese Reformen ihm einen direkten (finanziellen) Vorteil bringen. Dazu muss er die Mehrausgaben, die ihm entstehen, ins Verhältnis setzen zu der Umlage, die ihm und seinen nicht wahlberechtigten Angehörigen ausgezahlt wird. Aufgrund der ungleichen Vermögensverteilung kann man davon ausgehen, dass mindestens 80 % aller Haushalte finanziell von diesen Reformen profitieren.
 
Für die öffentliche Hand ergeben sich primär keine direkten Vorteile durch die Rückverteilung. Indirekt würden sich jedoch zahlreiche Vorteile ergeben, z.B.:

  • Durch die gestiegene Kaufkraft besonders der unteren Einkommensschichten würde die Binnennachfrage gestärkt und die Sozialkassen entlastet.

  • Durch einen marktgerechten Guthabenzins, der nicht höher ist als die Wachstumsrate der Wirtschaft, würde der Zinsanteil in den öffentlichen Ausgaben sinken. Damit kann ein ausgeglichener Haushalt erreicht werden.

Die Höhe der pro Kopf Rückverteilung kann schwanken, entsprechend der Einnahmen und der Anzahl der Menschen, die die Umlage beziehen.

 

Ausweitung der Reformen auf andere Länder

Es bedarf keiner multinationalen Vereinbarung, um dieses Reformpaket umzusetzen. Jedes Gebiet mit einer unabhängigen Währung kann damit anfangen. Weitere Länder können sich anschließen, sofern sie bereit sind, ebenfalls das gesamte Reformpaket umzusetzen. Zwischen den beteiligten Ländern besteht dann ein freier Markt.
 
Wenn Länder durch Missachtung der Menschenrechte oder durch Übernutzung der natürlichen Ressourcen in der Lage sind, Produkte zu einem niedrigeren Preis anzubieten als jene Länder die das nicht tun, können letztere Ihre Wirtschaft und so letztendlich auch ihre Grundwerte durch Zölle auf diese Produkte schützen.
 
Kein Land wäre gezwungen, die Regeln zu missachten, um seine Wirtschaft weiter zu entwickeln, denn durch die Teilnahme an dem Reformpaket, erhält jeder Einwohner der beteiligten Länder ein Grundeinkommen. In den ärmsten Ländern der Erde wäre dieses wahrscheinlich anfangs existenzsichernd, bis sich der allgemeine Lebensstandart erhöht hat. Dieses Grundeinkommen ist kein Almosen, sondern nur ein Regelmechanismus, der dafür sorgt, dass Geld dahin fließt, wo es am nötigsten gebraucht wird. Es ist außerdem eine Ausgleichszahlung derjenigen, die unsere knappen Ressourcen übernutzen, an jene, die das nicht tun. Die also, die Verschwendung durch ihren Ressourcen schonenden Lebensstil kompensieren.
 

Weltkugel

Die Akzeptanz der Bewohner, ein neues Mitgliedsland mit in die Gemeinschaft aufzunehmen würde vielleicht sinken, wenn sich dadurch die Höhe der Umlage stark reduzieren würde. Um das zu verhindern, wäre es angebracht, dass man die Umlage berechnet, indem man die Einnahmen durch die gesamte Weltbevölkerung teilt. Dann würde die pro Kopf Auszahlung durch das Wachsen der Gemeinschaft immer höher werden, weil jedes hinzukommende Land die Einnahmen erhöht, da sich die gesamte Fläche und die Geldguthaben und damit auch die Einnahmen in der Gemeinschaft erhöhen.
 
Der Betrag, der dann von den Einnahmen übrig bleibt, solange noch nicht die gesamte Weltbevölkerung partizipiert, kann zum Ankauf von Boden verwendet werden.

 

Fazit

Die meisten der bereits genannten Auswirkungen dieser Reformen würden sich auch allein durch die Einführung einer Reform der Geld- und Bodenordnung ergeben. Jedoch ist es fraglich, ob sich allein für eine Geld- und Bodenreform eine demokratische Mehrheit finden lässt. Die positiven Auswirkungen sind nur für den erkennbar, der sich intensiv mit dem Thema beschäftigt hat. Es ist unwahrscheinlich, dass eine Mehrheit der Wähler das tun wird. Durch die Kombination von Geld- und Bodenreform mit einer Besteuerung von Geldguthaben und die Rückverteilung auf die Gesamtbevölkerung, gibt es einen direkten finanziellen Vorteil für eine Mehrheit. Eine Partei, die diese Reformen in ihr Wahlprogramm aufnimmt, kann damit rechnen, dass sich das bei Wahlen positiv bemerkbar macht.
 
Außerdem würde eine Umlage, finanziert aus der Besteuerung von Geldguthaben, die Auswirkungen einer Geld- und Bodenreform beschleunigen. Sie würde gleichsam wie ein Katalysator wirken. Unser sich selbstverstärkendes Wirtschaftssystem würde durch die genannten Maßnahmen in ein selbstregulierendes und somit nachhaltiges Wirtschaftssystem umgewandelt.
 
Die hier gemachten Vorschläge schließen nicht aus, dass daneben noch weitere Maßnahmen durchgeführt werden können, wie z.B. ein Schuldenschnitt. Jedoch sollten nach Möglichkeit allzu drastische Maßnahmen vermieden werden, da diese in ihren Wirkungen nur schwer vorhersehbar. Leider ist die Überprüfung von Wirtschaftstheorien durch Versuche, wie es in der wissenschaftlichen Arbeit üblich ist, in der Volkswirtschaft schwierig. Versuche im kleinen Rahmen lassen sich oft nur schwer auf große Volkswirtschaften übertragen. Auf der anderen Seite sind die meisten Parameter der Volkswirtschaft sehr gut dokumentiert, und so kann man in kleinen, immer auch wieder umkehrbaren Schritten das System ständig relativ gefahrlos ändern.

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Anmerkungen:

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Aktualisiert am
 
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  • Jörg Schreiner ist selbständiger Berater im Bereich Wasser und erneuerbare Energien. Er ist bereits seit mehreren Jahren in verschiedenen Gruppen und Verbänden aktiv, die sich mit der Reform der Geld-und Bodenordnung befassen. Ebenfalls war er an der Organisation der Macht-Geld-Sinn Kongresse 2011 / 2012 sowie der GCN-Academy beteiligt.


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